Dolmetscher
Ein Dolmetscher (früher Tolmetsch; ung. Tolmács, poln. Tlumacz, türk. Tercüman, ar. ) ist eine Person, die mündlich oder mittels Gebärdensprache von einer Sprache in eine andere übersetzt.
Tut sie das, während der andere spricht (meist unter Zuhilfenahme technischer Einrichtungen wie einer Dolmetschanlage mit Kopfhörern und Mikrofon) oder gebärdet (ohne technische Hilfsmittel) bezeichnet man das als Simultandolmetschen bzw. die Person, die dazu fähig ist, als Simultandolmetscher. Diese Verdolmetschungen sind, da der Dolmetscher zunächst verstehen muss, was gesagt wird, nie wirklich »zeitgleich« (simultan), sondern immer leicht zeitversetzt.
Gibt es keine technischen Hilfsmittel, so spricht man vom Flüsterdolmetschen. Das Simultandolmetschen erfordert nicht nur eine hohe, oft muttersprachliche Kompetenz in der Zielsprache, es setzt auch eine besondere Ausbildung voraus. Die extreme geistige Anspannung, die das Simultandolmetschen darstellt, lässt es als nicht sinnvoll erscheinen, dass ein einziger Dolmetscher länger als eine halbe Stunde allein und ohne Pause arbeitet. Dolmetscher arbeiten deshalb oft in Teams von zwei Dolmetschern, die sich abwechseln.
Als "Königsdisziplin" des Dolmetschens gilt jedoch nach wie vor das (unilaterale, d.h. jeweils in eine Sprachrichtung) Konsekutivdolmetschen, bei dem der Dolmetscher während des Vortrags mit seiner persönlichen Notiztechnik eine Gedankenstütze anfertigt und anschließend den Inhalt des Redetextes in der Fremdsprache wiedergibt. Es wird heute nur noch selten auf Konferenzen genutzt, da es sehr zeitaufwendig ist, dafür umso häufiger bei Autorenlesungen oder Publikumsgesprächen auf Festivals.
Weitere Disziplinen des Dolmetschens sind das bilaterale Konsekutivdolmetschen (auch als Gesprächs- oder Verhandlungsdolmetschen bekannt), das hauptsächlich bei Gesprächen zwischen zwei Partnern angewendet wird (geschäftliche Verhandlungen, Interviews) und das Dolmetschen vom Blatt, bei dem der Dolmetscher einen schriftlichen Text mündlich in der Zielsprache wiedergibt (auch als Übersetzen vom Blatt oder Stegreif-Übersetzen genannt).
Im 20. Jahrhundert entstehen mit neuen Unterhaltungs- und Informationstechnologien sowie der Zunahme von Live-Auftritten im Kulturbereich (Festivals, Galas usw.) weitere Kategorien des Dolmetschens. Beim Mediendolmetschen in Hörfunk und Fernsehen soll möglichst zeitnah gedolmetscht werden, damit kein Sendeloch entsteht. Mediendolmetscher haben eine besonders geschulte Stimme, um neben den anderen professionellen Sprechern zu bestehen. Für Dolmetschsituationen vor Publikum werden verstärkt Bühnendolmetscher eingesetzt, die darüber hinaus oft eine Ausbildung als Moderator oder Journalist absolviert haben.
Ein Dragoman ist ein dolmetschender Reiseführer im Nahen Osten.
Der Italiener Giuseppe Mezzofanti (1774-1849) sprach angeblich über 60 Sprachen. Dies ist, wenn es stimmt, die bisher höchste Anzahl von Sprachen, die ein Mensch je sprach.
Dieser Artikel ist eine Momentaufnahme vom 1. September 2004, 02:00 Uhr des Artikels Dolmetscher aus der freien Enzyklopädie Wikipedia.
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